Jahresbericht 2022

Die Relevanz menschenrechtlich relevanter Themen im Sport hat auch in 2022 an Aufmerksamkeit gewonnen: Die Sportgroßveranstaltungen in China (Olympische Winterspiele) und Katar (Fußball-Weltmeisterschaft) haben den medialen und fachlichen Fokus weiter verstärkt. Eine Institutionalisierung des Themas tritt auch in Deutschland zunehmend ein: Der Deutsche Bundestag (BT) und das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) richteten erstmals fachspezifische Anhörungen und Veranstaltungen aus. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) verankerte im Rahmen seiner jährlichen Mitgliederversammlung im Dezember 2022 sein Bekenntnis zur „Achtung aller national und international anerkannten Menschenrechte“ unter Anwendung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte in der Präambel seiner Satzung. Zur Umsetzung berief er einen Menschenrechtsbeirat ein und richtet einen Runden Tisch zum Thema „Sport und Menschenrechte“ aus. Das ZMS wird zunehmend als themenkompetente Akteurin wahrgenommen und angefragt. Rund um die Fußball-Weltmeisterschaft der Männer in Katar (November-Dezember 2022) häuften sich die Anfragen und Fachbeiträge in besonderem Maße.

Aktivitäten des ZMS

Das erste Quartal war maßgeblich von der Erarbeitung des Policy-Papers „Menschenrechte und Sportgroßveranstaltungen“ geprägt. Nach der Konsultation externer Partner wurde das Papier Ende Mai veröffentlicht. Zentrales Element ist die Förderung und Forderung eines Geistes und einer Kultur menschenrechtlicher Sorgfalt in Organisationen des Sports und eine entsprechende gesetzliche Rahmensetzung durch die Fraktionen der Bundesregierung. Entsprechend wird u.a. eine Verpflichtung des organisierten Sports zur Anwendung der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNLP) in Deutschland und die explizite Aufnahme des Wirtschaftsbereichs Sport in den zweiten Nationalen Aktionsplan „Wirtschaft und Menschenrechte“ gefordert. Das vollständige Policy-Paper kann hier heruntergeladen werden. 

Unmittelbar vor der Veröffentlichung des Policy-Papers wurde ZMS-Präsident Jonas Burgheim am 11. Mai 2022 als Sachverständiger im Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages zum Thema Menschenrechte und Sport angehört. Die offizielle Stellungnahme des ZMS findet sich hier

Das BMI und die Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe luden für den 14. Juni 2022 zu einer Konferenz zum Thema „Sport und Menschenrechte“ ein. Jonas Burgheim hielt für das ZMS den einleitenden Impulsvortrag (nähere Informationen und Redemanuskript sind hier abrufbar).

Des Weiteren nahm das ZMS im September 2022 am vom DFB organisierten Kongress „Sport und Menschenrechte: Maßnahmen vor, während und nach der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Katar 2022“ in Frankfurt am Main sowie am ersten Runden Tisch „Sport und Menschenrechte“ des DOSB teil.

Im Rahmen der Speakers Tour der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Arbeiterinnen aus Katar diskutierte Jonas Burgheim zum Thema der Menschen- und Arbeitsrechte rund um die Fußball-WM in Katar bei der Schalker Fan-Initiative e.V. im Wissenschaftspark Gelsenkirchen mit einer interessierten Öffentlichkeit u.a. die Frage, wie viel Katar in der Bundesliga steckt.

Im Sinne des Satzungsziels des ZMS, Akteurinnen aus dem Bereich Menschenrechte und Sport eine Plattform für Austausch zu bieten, lud das ZMS für den 29. September 2022 zum zweiten Runden Tisch mit dem Thema„Menschenrechte und Sportgroßveranstaltungen“ ein. Etwa 40 Vertreterinnen aus Politik, Sport, Zivilgesellschaft, Sportindustrie und Wissenschaft tauschten sich online mit dem ZMS rege darüber aus, dass menschenrechtliche und demokratische Kriterien im Vergabeprozess, der Ausrichtung und Umsetzung von Sportgroßveranstaltungen beachtet werden müssen. Dabei wurden Anstöße für das Handeln von Sport und Politik in Deutschland aus dem ZMS Policy-Paper aufgegriffen und aus Akteurinnenperspektive vertieft. Eine der Forderungen war dabei, einen einheitlichen Ansatz für Abhilfe und Wiedergutmachung bei Menschenrechtsverstößen im Sport zu schaffen.

Im Oktober wurde Jonas Burgheim von detektor.fm zu politischem Aktivismus im Sport und dem Schutz der Menschenrechte von Athletinnen interviewt. ZMS-Mitglied Nuray Akyildiz nahm im Namen des ZMS an einem Workshop des DOSB zum Thema Diversität teil und tauschte sich mit den anderen Teilnehmerinnen zu den verschiedenen Vielfaltsdimensionen aus und wie das Thema im Sport vorangetrieben werden könnte. Zudem war Präsidiumsmitglied Dr. Ben Weinberg für das ZMS Teil der Jury, die Anträge auf Förderung aus dem Nike Community Impact Fund auswertete.

Das ZMS nahm im November an mehreren Veranstaltungen zur Fußball-WM in Katar teil, u.a. einer Online-Podiumsdiskussion der Europäischen Akademie NRW, an einem Zoom-Talk des Vereins Mehr Demokratie e.V. und an einer Veranstaltung der Landeszentrale für politische Bildung in Bremen. Im Podcast DenkanstoßDemokratie der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz sprachen Jonas Burgheim und Ben Weinberg darüber wie Menschenrechte und Sport zusammengehören. Die Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg griff zudem die in der Online-Kompetenzstelle des ZMS angebotenen Fachinhalte umfangreich auf.

Ausblick

Das ZMS hat sich als junger gemeinnütziger Verein durch ehrenamtliches Engagement innerhalb von nur knapp 2,5 Jahren eine beachtenswerte Position innerhalb des Themenfeldes Menschenrechte und Sport in Deutschland erarbeitet und wird als Fachorganisation anerkannt und gesucht. 

Im Lichte der positiven Erfahrung aus 2022 mit der großen Resonanz auf das ZMS Policy-Paper „Menschenrechte und Sportgroßveranstaltungen“ ist die Veröffentlichung eines weiteren Policy-Papers geplant. Um die Position des ZMS weiterhin zu festigen und das fachspezifische Netzwerk weiter auszubauen, ist die Fortführung des Runden Tischs „Menschen. Rechte. Sport“ für 2023 geplant. 

Am 6. Mai 2023 wird zudem die dritte ordentliche Mitgliederversammlung des ZMS in Frankfurt am Main stattfinden. Regelmäßige Beiträge von Vertreterinnen des ZMS-Präsidiums zu geeigneten Fachveranstaltungen, in Vortrags-, Talk- oder Interviewformaten sind beabsichtigt.

Es wird zudem erklärtes Ziel des ZMS sein, zusätzliche Mittel für die sich entfaltenden Vereinsaktivitäten, inklusive der Strukturentwicklung und Professionalisierung des Vereins selbst, einzuwerben. Das Schwerpunktthema der Menschenrechtsbildung im und durch Sport soll dabei und dadurch besondere Aufmerksamkeit erfahren. Die derzeitige ausschließlich ehrenamtliche Arbeit und Geschäftsführung des ZMS verlangt einen großen Einsatz aller Mitglieder und insbesondere des Vereinspräsidiums.

Wir möchten uns daher ganz ausdrücklich für das Engagement aller ZMS-Mitglieder sowie allen bisher erhaltenen Rat, Zuspruch, Spenden und sonstige Unterstützung herzlich bedanken! 

Mit Tatendrang freuen uns auf den weiteren gemeinsamen Einsatz für die Achtung und den Schutz der Menschenrechte im und durch Sport!